Mittwoch, 7. August 2013

Ausser Ankis Geburtstag wuerde mir fuer den 9.Mai nichts besonderes einfallen, doch dank meines Russlandaufenthaltes hab ich wiedermal was dazu gelernt. In Russland feiert man hier naemlich den Tag des Sieges (День Победы), um an die Kapitulation Deutschlands im Jahr 1945 zu erinnern.

siehe auch wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Sieges

Konkret bedeutet das fuer das Jahr 2012 in Russland erstmal folgendes, ein Marathon an Feiertagen:
1.Mai: Tag der Arbeit (an dem man wie auch in Deutschland die Arbeit ruhen laesst)
7.Mai: Amtseinfuehrung von Putin 
9.Mai: Tag des Sieges

Gerade fuer Universitaetsstudenten wird es ab diesem Punkt kompliziert, dadurch, dass sowohl am 1. als auch am 9. Mai die Universitaet ausfaellt, versucht man hier die fehlenden Stunden mit einigem Einfallsreichtum wieder aufzuholen. So hat man die letzten Wochen nicht selten Freitag oder Samstag Abend gehoert: 'Tut mir Leid, ich muss leider schon nach Hause, schliesslich hab ich morgen (ja, auch am Sonntag!) Uni, weil du weisst ja durch den Feiertag am 1.Mai (oder wahlweise 9.Mai) hat sich einiges verschoben. Deshalb hab ich jetzt die Stunden vom Dienstag (1.Mai) am Freitag, die Stunden von Freitag am Montag und die Stunden von Montag am Sonntag.'
Kein Witz, genauso hab ich das ganze nicht nur einmal erklaert bekommen!

Uns normale Sprachschueler hat es dann nicht ganz so hart getroffen, Samstag haben wir regulaer sowieso keine Schule und an den beiden Feiertagen hatten wir somit schlichtweg frei. (jippie :)
Wie es sich gehoert sind wir Dienstag Abend natuerlich weggegangen, zuerst auf eine Hausparty und anschliessend per Gipsy-Cab zu einem Club. Nach einem unglaublich langem Fussmarsch von fast 1 1/2 Stunden und mehreren Clubs, welche uns mit mehr oder minder glaubwuerdigen Ausreden den Eintritt verweigerten landeten wir schliesslich einmal mehr gegen 3.00h in 'Bilingua' (Билингв). Anders als erwartet stiessen wir nicht auf eine riesige Menge betrunkener Russen, sondern vielmehr auf eine kleine intime Feier, der Gestalten, die bis jetzt niemand mit nach Hause nehmen wollte, weil sie zu betrunken, zu haesslich oder zu verrueckt waren.
Darko hat das ganze am naechsten Tag wie folgt beschrieben: 'Wir sind da angekommen und es war Kindergeburtstag, was sollte man also anderes machen als trinken? Irgendwann war ich dann Teil des Kindergeburtstages.'
Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Selbst in Moskau ist die Auswahl der Clubs Dienstag Nacht nach 3.00h nichtmehr all zu gross, also muss man sich mit dem zufrieden geben was man hat. Taten wir dann auch, bis schliesslich gegen 5.30h zugemacht wurde.


In besonderer Erinnerung werden mir sicher der dicke verschwitzte Typ und der kleine, aufdringliche Typ bleiben, die mit einer stoischen Geduld versuchten, eine weibliche Tanzpartnerin zu ergattern. (Nochmal vielen Dank an Freddie & Darko fuer die Rettung :) Genauso das ungleiche Paar einer dicken Mittvierzigerin und einem fuer sie viel zu jungen Kerls. Platz eins geht jedoch an den Regenschirmentertainer, welche mit einer unglaublichen Ausdauer nicht etwa Ausschau nach einer Tanzpartnerin hielt, sondern stattdessen einen Regenschirm zum tanzen bevorzugte.
Nachdem wir den Club verliessen ging es zum obligatorischen McDonaldsbesuch und anschliessend mit einer der ersten Metros nach Hause.
Niemand wird es wundern, dass wir alle daraufhin die Militaerparade am morgen verpassten. Erst gegen Abend schafften wir es uns aufzuraffen um Richtung roten Platz zu fahren. Dort herrschte Ausnahmezustand: Taschenkontrolle, Metalldetektor, Polizei, Armee und freiwilligen Helfern. Im Zentrum eine riesige Menge Menschen, die wild mit Faehnchen wedelnt zu russischer Popmusik (die mich vom Stil her stark an eine Kreuzung aus Scooter und rotes Pferd erinnerte) tanzte. 



Nachdem wir uns an diesem Spektakel sattgesehen und gehoert hatten (ihr koennt euch vorstellen, es hat nicht allzulange gedauert) machten wir uns auf zum Hoehepunkt des Abends: Das sehnlich erwartete Feuerwerk. Auf Initiative einer (ueber Ortskenntnis verfuegenden) Russin trafen wir uns alle auf einer Bruecke um von dort aus das Feuerwerk um zehn zu schauen. Selbige Bruecke stellte sich, wie erwartet jedoch nicht als Geheimtipp heraus, sodass wir die Aussicht mit einigen hundert Leuten teilen durfte. Puentklich um zehn ging es auch los und damit auch die Enttaeuschung: Das Feuerwerk fand genau hinter einem riesigem Gebaeude statt, kombiniert mit dem schlechten Wetter (normalerweise reinigen die Russen ihrem Himmel vorm Feuerwerk mittels Chemie, so wie ich es jedoch verstanden hab musste selbiges dieses Jahr aus Geldmangel leider ausfallen) konnten wir es deshalb leider nur erahnen. Highlight der 15-minuetigen Show waren deshalb zwei kleine Raketen aus Privatbesitz, welche irgendjemand gnaedigerweise direkt ueber der Bruecke abfeuerte.

das roetliche hinter dem Haus soll das Feuerwerk sein


Nach diesem ernuechterndem Ereignis beschlossen wir den Abend gemuetlich in der Nahe des Arbats in einer Bar ausklingen zu lassen, um anschliessend die letzte Metro mit einem Haufen feiernder, betrunkener Russen zu nehmen.

Originaltext vom 10.Mai.2013

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