Mittwoch, 7. August 2013

...oder meine holprige Beziehung zur russischen Sprache.

Alles begann am Montag, den 20.Februar 2012 - na erinnert sich noch jemand was da war? Ich weiss es noch ziemlich sicher: ROSENMONTAG!
Anstatt, als rosa Plueschhase durch Mainz zu fallen war ich dazu verdammt um 6.30h aufzustehen und mich fertig zu machen um mich auf die ab sofort taegliche Reise nach Frankfurt zu begeben. Trotz Stau, Unfaellen und den ueblichen Berufsverkehrerscheinungen hab ich es an meinem ersten Tag, gegen meine Gewohnheiten, puenktlich um halb zehn zur Sprachschule geschafft.
Ab diesem Morgen hiess es immer wieder aufs neue mit 3 Studenten, 3 Stunden Russischunterricht (mit 3 Minuten Pause) freiwillig ueber uns ergehen zu lassen. Der Kurs wurde nicht umsonst um das Adjektiv 'intensiv' ergaenzt. Innerhalb dieser fuenf Wochen lernte ich wahrscheinlich mehr als in fuenf Jahren Englischunterricht, von Latein brauch ich gar nicht erst reden.

Freitag, 23.Maerz war mein letzter Kurstag, keine Woche spaeter sitz ich in Moskau und darf feststellen: 'Ja ne panimaju russkjesik', woertlich: Ich nicht verstehen russisch. Was wiederum den Nagel auf den Kopf trifft. Mittwoch Nachmittag, bei der Landung noch guter Dinge (ich konnte entziffern, was in kyrillisch auf den Flugzeuegen stand!) durfte ich schon bei der Passkontrolle die Grenzen meiner Russischkenntnisse kennen lernen.
Da fragt man sich zwangslaeufig: Fuer was hab ich sogar auf der Bowlingbahn brav meine Karteikaertchen rausgeholt oder im Kino auf heissen Kohlen gesessen, da mich der Gedanke nicht in Ruhe gelassen hat heute noch keine Vokabeln gelernt zu haben? Beantworten kann ich das auch nicht. Jegliche melodischen Erguesse aus dem Munde diverser Russen hatten in den letzten sieben Tagen wenig bis ueberhaupt nichts damit zu tun, was ich fuenf Wochen lang versucht hab, mir mit durchaus kreativen Eselsbruecken einzupraegen (Gori = Berg, wie Goran Bimbel, ein Berg von einem Man - mir hats geholfen).
Was bringt es mir, fragen zu koennen wo die naechste U-Bahn-Station ist, wenn ich als Antwort eine detaillierte Beschreibung des Lenin-mausoleums nichtmal von meiner Wegerklaerung unterscheiden kann?

Aber ich habe ja vorgesorgt gewissenhaft habe ich mich auch hier in Moskau zu einem Russischkurs angemeldet. Mein Plan war: Wie im Informationsschreiben beschrieben, Montag zur Sprachschule fahren um 9.30h einen Einstufungstest machen und dann ziemlich sicher im A2 Kurs fuer fortgeschrittene Anfaenger landen oder falls die mich einstufenden Leute ganz verwegen sind auch B1 (so war zumindest die Einschaetzung meiner Lehrerin in Deutschland).
Sonntags extra schonmal zur Sprachschule gefahren, mit dem Pfoertner geredet und den Tuercode ausprobiert, sodass ja nichts schief gehen kann. Abends vorm zu Bett gehen zum ungefaehr fuenften Mal die U-Bahnroute angeschaut und den Wecker absichtlich 30 Minuten zu frueh gestellt.

Die Realitaet sah wie immer vollkommen anders aus - Montag kams wie es kommen musste:
Viel zu frueh steige ich in die komplett ueberfuellte Metro ein, steige einmal um und komme an dem gewuenschten Ort 'Bella Ruskaja' raus, dummerweise erkenne ich keins der Gebaeude wieder und habe fuenf Richtungen zur Auswahl in denen meine Sprachschule eventuell liegen koennte. Immerhin kann ich mich freuen, dass sich das 30 Minuten zu frueh aufstehen gelohnt hat.
Alle guten Dinge sind drei, nachdem geradeaus gehen genauso falsch war wie nach links abbiegen entscheide ich mir fuer rechts und finde gerade noch puentklich die Sprachschule.
Nach dem Durchqueren des fischig riechenden Flurs, lande in einer Lobby voll mit Schuelern und einer netten (wie alle Russinen) auf hochhackigen Schuhen stehenden Dame:
Sie: 'Priviet'
Ich: 'Priviet. Do you speak English?'

Und ich glaube DAS war der Punkt an dem ichs mir verkackt hab. Daraufhin hat man mir meine Willkommensmappe in die Hand gedrueckt und mich in den Anfaengerkurs gesetzt. Auch meine Proteste in denen ich erklaerte schon einen Russischkurs gemacht zu haben halfen nichts. Nichtmal den Einstufungstest liessen sie mich machen. Die kommende Schulstunde durfte ich wieder bei Null anfangen: wie spricht man einen Buchstaben weich und wie spricht man einen Buchstaben hart aus? - da kommt Freude auf. Zudem hatten meine beiden asiatischen Mitschueler (von der Lehrerin nur liebevoll 'Team Asia' genannt), bedingt durch ihre Muttersprache, riesige Probleme, 'Sch' oder aehnliche Laute auszusprechen. In der Pause erklaerte ich nun meiner Lehrerin noch einmal, dass ich schon einen Russischkurs gemacht habe, und gerne die Klasse wechseln wuerde. Ich war sogar so ehrlich ihr zu erklaeren, dass meine Grammatik sehr gut ist, lediglich meien sprachliche Praxis ein wenig schwach. Gebracht hats wieder nicht. Mit dem Kommentar, dass wir ja immernoch schauen koennen, ob ich in einen anderen Kurs kann, wurde ich vertroestet.

Am Ende des Schultages, hatte ich es wirklich geschafft mir einzureden, in diesem Anfaengerkurs noch viel neues lernen zu koennen. Dieses Hochgefuehl hielt knapp 18 Stunden an - bis zur naechsten Schulstunde. Dienstag, erste Stunde: Verbenkonjugation. Ich fuehlte mich (kein andres Wort ist passender) verarscht.
Wieder dachte ich mir: Wieso hab ich mich wochenlang mit einem Russischkurs rumgequaelt um jetzt weder ein Wort russisch zu verstehn und zudem noch meine Zeit in einem Anafengerkurs verschwenden?
10.50h wurde ich erloest: 'Schaahna, please go to room four and try it there'.

GOTT SEI DANK!

Raffen tu ich im realen Russland immernoch nichts, jedoch bin ich jetzt genau in dem Kurs gelandet, in den ich reingehoere. Zudem schaue ich zu Hause  fleissig russisches Fernsehen (auch wenn Futurama, Simpsons etc grauenhaft synchronisiert sind) in der Hoffnung, dass es innerhalb der naechsten sieben Wochen irgendwann 'Klick' macht und ich tatsaechlich verstehe, wenn die Verkaeuferin mich fragt ob ich noch eine zusaetzliche Tuete brauche.


Originaltext vom 4.April.2012

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